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Das deutsche WM-Debakel - Eine Analyse

03.12.2022

Die deutsche Nationalmannschaft verpasst nach 2018 zum zweiten Mal hintereinander den Einzug in das Achtelfinale. Neben den genannten Gründen, dem Fehlen der früheren deutschen Tugenden Einsatz, Leidenschaft und Kampfbereitschaft sowie einer gewissen Cleverness, vermisste ich auch jegliche Emotionen. Wenn der große Traum zerplatzt, erwarte ich eine emotionale Reaktion. Wut, Traurigkeit, aber bei den deutschen Nationalspielern sah man nichts außer Gleichgültigkeit. Über die Qualität muss auch gesprochen werden. Eine katastrophale Chancenverwertung ist fehlende Qualität, ein inkonsequentes, unkonzentriertes Abwehrverhalten ohne Härte, ist fehlende Qualität, Führungsspieler, die sich verstecken, ist fehlende Qualität. Schon während der drei Partien war nur im Spiel gegen Spanien eine Körpersprache erkennbar. Ich sehe einen Jamal Musiala, der sicher über ein unglaubliches Talent verfügt, aber versucht den vierten Spieler zu umdribbeln, statt im richtigen Moment abzuspielen. Kein Problem, er ist noch sehr jung, aber niemand nimmt sich den Jungen zur Brust und weist ihn darauf hin. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie ein Lothar Matthäus in einem solchen Fall reagiert hätte. 

Jetzt wollen wir uns einmal die Problempositionen der Nationalmannschaft ansehen.

Rechtsverteidiger:

In der Bundesliga spielen in der Startformation zu 38% Spieler, die für die deutsche Nationalmannschft spielberechigt wären. Perspektivisch gibt es außer Lukas Klostermann, der schon zum Stammpersonal zählt, niemanden der in der Startformation eines Bundesligisten steht. 

 

Innenverteidiger:

In der Bundesliga spielen in der Startformation zu 36% Spieler, die für die deutsche Nationalmannschft spielberechigt wären. Perspektivisch gibt es außer Nico Schlotterbeck, der schon zum Stammpersonal zählt, niemanden der in der Startformation eines Bundesligisten steht.

 

Mittelstürmer:

In der Bundesliga spielen in der Startformation zu 33% Spieler, die für die deutsche Nationalmannschft spielberechigt wären. Perspektivisch kämen aufgrund des Alters Youssouffa Moukoko, Steffen Tigges, Lukas Nmecha, Jonathan Burkhardt und Mergim Berisha infrage.

Das sind die nackten Zahlen. Überwiegend sind die Stammpositionen durch ausländische Spieler belegt. Werfen wir einen Blick auf die Jugend. Der FC Bayern verpflichtet junge Franzosen und Spanier. Der BVB steht dem in nichts nach. In der U-19 werden die drei kritischen Positionen mit Julian Rijkhoff (Mittelstürmer/ Niederlande), William Rashidi (Schweden/ Rechtsverteidiger) und Filippo Mané (Innenverteidiger/ Italien) durch Ausländer belegt.

In der UEFA Youth League hinken die deutschen Mannschaften seit Jahren gnadenlos hinter den Top-Mannschaften hinterher. Für die deutschen U-Mannschaften reicht es meistens, aber in der Breite sind wir nicht gut aufgestellt. Im Vergleich zu Frankreich haben wir in der Breite erhebliche Schwierigkeiten.

Fragen wir uns einmal, warum das so ist. Warum produziert Frankreich Talente in einer unglaublichen Menge? Wird in den Nachwuchszentren so viel besser gearbeitet. Nicht wirklich. Ja, man fördert in Frankreich in größerem Maße die Individualität (Dribbling etc.). Aber ist das der alleinige Grund? Nach vielen Gesprächen mit französischen Scouts, bin ich dem Schluss gekommen, dass der Grund eigentlich völlig banal ist. Die Franzosen legen die Wohnblocks in der Großstätten im Karree an, in deren Mitte ein Fußballplatz eingebettet ist. Dort wird, weil leicht für alle einsehbar, pausenlos Fußball gespielt. Junge Talente müssen sich gegen körperlich viel stärkere und ältere Spieler durchsetzen. Die Scouts der großen Klubs der Städte sind oft vor Ort und schauen sich dort nach Talenten um. Manchmal ist die Lösung relativ einfach. In Deutschland gab es vor der WM 2006 auch schon die Initiative 'Bolzplätze für Deutschland'. Es hätte heißen sollen: 'Bolzplätze für Deutschland an der richtigen Stelle'.

Fazit:

Sollte es keine gravierenden Änderungen geben, und damit meine ich weniger den personellen Bereich, sehe ich schwarz für die weitere Entwicklung meiner so geliebten Nationalmannschaft.

 

 

 

 


Reaktionen zu "Das deutsche WM-Debakel - Eine Analyse"

Oliver 27 January 2023 14:03:52

Sehr geehrter Herr Seiler,
ICH kann nur eins dazufügen, bitte gehen Sie Dann NICHT zu den u15- U21 spielen und suchen Sie dort die Zukunft.

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